„Die schönste Niederlage meiner Billardkarriere!“
Diesen Satz hörte man vom Kapitän der ersten Mannschaft Andreas Roschkowsky unmittelbar nach Bekanntgabe des Ergebnisses aus Wuppertal.
Was war passiert und wieso war das Ergebnis in Wuppertal ausschlaggebend für den Gewinn des DM Titels, wenn doch die 1. Mannschaft des BC Oberhausen in der Ferne in Fürstenfeldbruck und Dachau um die notwendigen Punkte kämpfte.
Mit 2 Punkten Vorsprung auf den ärgsten Verfolger Fortuna Straubing und 4 Punkten vor dem absoluten Titelfavoriten BSV Dachau reiste das Quintett Roschkowsky, Kuckherm, Schaerf, Dincer und Feijen ausnahmsweise statt mit dem PKW diesmal mit dem Flugzeug am Samstagmorgen nach Bayern. Ausgeruht und entspannt kamen die Sportler somit um 11:45 Uhr in FFB an und konzentrierten sich auf die erste Hürde mit dem in den letzten Jahren mehrfach dekorierten Vizemeister rund um Kapitän Roman Hybler. Die Spieler staunten nicht schlecht, als um 13:00 Uhr ca. 15 Vereinsangehörige und Fans aus Oberhausen hereinstürmten und somit ihre erste Mannschaft im Kampf um die Krone in voller Lautstärke unterstützen wollten.
Nach Vorstellung der Mannschaften und kurzen Statements der beiden Kapitäne per Mikrofon sollte der Endspurt im Titelrennen losgehen. Die Hinrunde war stark umkämpft, jedoch erspielte sich der BCO eine komfortable 4:0 Führung.
Wer Fürstenfeldbruck kennt, weiß, dass diese Führung noch lange nicht den Sieg bedeutet und die bayrische Spitzenmannschaft zeigte dies auch wieder einmal sehr deutlich. Dincer und Roschkowsky verloren ihre beiden Spiele, Feijen lag mit 111:39 im 14/1 zurück und Kuckherm war mit Harald Stolka gleichauf. Der Weltklassespieler in Reihen des BCO drehte das Spiel, nutzte einen Fehler seines Gegners Christoph Reintjes rigoros aus und beendete die Zitterpartie mit einer 86er Serie zum zwischenzeitlichen 5:2 Zwischenstand, womit das erste Etappenziel, 3 Punkte in FFB mitzunehmen, bereits erzielt war. Kuckherm konnte letztendlich das Spiel ebenfalls gewinnen, so dass ein Endergebnis von 6:2 zu Buche stand. Die Mannschaft und alle mitgereisten Fans waren aus dem Häuschen. Beim anschließenden gemeinsamen Abendessen ließ man den erfolgreichen Tag in gemütlicher Atmosphäre ausklingen.
Ausgeschlafen und gut gefrühstückt ging es nun zum Kracher der Bundesliga, zum Starensemble des BSV Dachau mit den Spitzenspielern Ralf Souquet, David Alcaide, Albin Ouschan, Dominic Jentsch und Benjamin Heimmerer. Nach den wichtigen 3 Punkten vom Vortag konnte diese mit Stars bestückte Mannschaft bei 4 Punkten Rückstand nicht mehr Deutscher Meister werden, jedoch noch das Zünglein an der Waage zu Gunsten Straubings darstellen. Mit einem erneuten Sieg wäre der BCO auf jeden Fall zum fünften Mal hintereinander Deutscher Meister in der 1. Bundesliga.
Die Hinrunde begann furios. Ouschan bezwang Europameister Niels Feijen im 10-Ball mit 2:0 Sätzen, Jentsch gewann gegen Schaerf in 2 Sätzen im 9-Ball, Roschkowsky verlor nach vermeidbaren Fehlern das 14/1 gegen Souquet, so dass Lars Kuckherm gegen David Alcaide um die einzig verbliebende Chance zum eigenständigen Gewinn der Meisterschaft kämpfte. Im hochdramatischen Duell war es schließlich der spanische Europameister, der den letzten Satz mit 4:3 zum Zwischenstand von 4:0 für Dachau besiegelte. Die Enttäuschung auf Oberhausener Seite war verständlicherweise deutlich anzusehen, da die Meisterschaft nun mit großer Wahrscheinlichkeit verloren war, reichte dem Straubinger Team lediglich ein knapper Sieg in Wuppertal (7. der Tabelle), die zudem mit 2 Ersatzspielern antraten.
David Alcaide fertigte den Kapitän des BCO, Roschkowsky, in gefühlten 10 Minuten mit 4:0 und 4:0 im 9-Ball ab. Der Oberhausener versenkte in diesem Spiel lediglich 1 einzige Kugel aus einem Safe heraus. Ansonsten schoss Alcaide die Partien aus oder spielte sehr gute Sicherheiten, die Roschkowsky nicht kontern konnte. Die zweite Niederlage der Saison stand somit fest.
Die restlichen Matches liefen noch, als urplötzlich und sehr überraschend die Neuigkeiten aus Wuppertal eintrafen, dass es dort lediglich 4:3 für Straubing stand, aber der holländische Spitzenspieler und Europameister Nick van den Berg mit 3:2 im 3. Satz gegen den Reservisten André Obst zurücklag und dieser am Tisch war. Roschkowsky verfolgte gemeinsam mit den ehemaligen Bundestrainern Günter Geisen und Andreas Huber den Livescore aus Wuppertal, der von Daniel Alvarez mit jeder versenkten Kugel aktualisiert wurde. Nachdem Obst immer noch am Tisch war und nur noch die Kugeln 8 bis 10 zu versenken waren, war die Spannung auf dem Siedepunkt. Roschkowsky hielt es nicht mehr aus und lief mit Stoßgebeten zum Himmel von den beiden Trainern weg und verfolgte die Mimik des Oberhausener Urgesteins Günter Geisen aus der Ferne, der nach gefühlten 2 Stunden für die letzten 3 Kugeln von jetzt auf gleich nicht mehr aus dem Grinsen rauskam, vor aller Freude laut aufschrie und somit allen beteiligten Spielern und anwesenden Zuschauern und Fans mitteilte, dass es zum unglaublichen Unentschieden zwischen dem feststehendem Absteiger BSV Wuppertal und dem Konkurrenten Fortuna Straubing kam und damit der BC Oberhausen trotz einer deftigen und schmerzlichen Niederlage in Dachau den nicht mehr geglaubten 5. Titel in Folge sein Eigen nennen durfte.
Alle Dämme waren gebrochen, der komplette Oberhausener Anhang inklusive seiner Spitzenspieler lag sich in dem Armen und feierte lautstark den Gewinn der Deutschen Meisterschaft in der Saison 2013/2014.
Währenddessen Dincer, Feijen und Kuckherm noch ihre Partien fertig spielen mussten, tanzte und lachte der Erfolgskapitän Andreas Roschkowsky quer durch das Billardbistro und lies sich das erste Bier gemeinsam mit dem Vorstand des BCO und einem breitem Grinsen schmecken.
„Solch eine Niederlage in unserer Situation zu erleben und den doch noch gewonnenen Titel sein Eigen nennen zu können, ist einfach unglaublich und die derzeitigen Gefühle sind nicht zu beschreiben. Unser Dank gilt vor allem den mitgereisten Fans, die an unseren Erfolg glaubten und uns tatkräftig unterstützten und natürlich den Wuppertalern, die trotz des feststehenden Abstiegs alles gegeben und somit einen Riesenanteil des diesjährigen Gewinn der Meisterschaft haben. Hut ab und vielen Dank! Natürlich auch unsere Gratulation an den Vizemeister sowie dem tragischen Dritten Fortuna Straubing, dessen Mannschaft eine Supersaison spielte und den Titel ebenfalls verdient hätte.“